Ein Klima-Quartier im Böckinger Westen
15. Juni 2024
Längelter-Bebauung rückt langsam näher
Ein Klima-Quartier im Böckinger Westen
Heilbronn wächst, verschiedene Prognosen deuten darauf hin, dass in den kommenden Jahren von einem permanenten Anstieg der Einwohnerzahl auszugehen ist. Folglich steht die Stadt vor der Herausforderung, weitere Flächen für dringend benötigten neuen Wohnraum auszuweisen. Besonderes Augenmerk liegt in diesem Zusammenhang auf einem Gebiet zwischen Alt-Böckingen und dem Haselter, dem Längelter. Hier könnten in den 2030er-Jahren bis zu 950 neue Wohneinheiten entstehen. Ein Mammutprojekt.
Die Pläne für das Gebiet stammen vom Büro citiplan GmbH und der Freiraumplanung Sigmund Landschaftsarchitekten GmbH, die 2019 den städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerb gewonnen haben. Nach einem intensiven Planungsprozess und einer Diskussion im Gemeinderat steht jetzt ein überarbeitetes Konzept zur Disposition. Es sieht vor, im Längelter ein Quartier mit gemeinschaftlich nutzbaren Wohnhöfen und großen Grünflächen zu errichten, das hohe Anforderungen sowohl an den Klimaschutz als auch an die Klima-Anpassung erfüllt. Im Juli wird die Stadt das Konzept im Rahmen einer Info-Veranstaltung der Öffentlichkeit vorstellen. Wer sich bereits im Vorfeld ein Bild machen möchte, findet unter www.heilbronn.de/längelter allerlei Informationen, darunter auch eine aufschlussreiche Broschüre im PDF-Format.
Damit sich die Eigentumsverhältnisse in dem fast 18 Hektar großen Areal nicht als Hindernis erweisen, sichert sich die Stadt jetzt ein Vorkaufsrecht auf die im Plangebiet liegenden Grundstücke in Privateigentum. Dazu hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, den 14. Mai, die „Satzung über ein besonderes Vorkaufsrecht ‚Längelter‘“ beschlossen. Diese Satzung gibt der Stadt das Recht, bebaute und unbebaute Grundstücke zu erwerben, die zum Kauf angeboten werden. Nicht damit verbunden ist ein generelles Kaufrecht für alle Grundstücke.
Bislang befinden sich rund 70 Prozent der Grundstücke im Satzungsgebiet östlich und südlich der Kreisberufsschule in der Längelterstraße 106 in Privateigentum, die übrigen 30 Prozent sind in städtischer Hand. Der Erwerb weiterer Flächen sei einerseits notwendig, betont man von Seiten der Stadt, um Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Kita, eine Grundschule und ein Quartierszentrum umsetzen zu können. Andererseits sei er Voraussetzung dafür, Grundstücke im Zusammenhang mit einem Investoren-Auswahlverfahren vergeben zu können – ein Vorgehen, das sich bei der systematischen Erweiterung des Stadtquartiers Neckarbogen auf dem ehemaligen BUGA-Gelände zu bewähren scheint. Darüber hinaus soll das besondere Vorkaufsrecht Grundstücks-Spekulationen vorbeugen und den Weg bereiten für die Schaffung kostengünstiger Mietwohnungen, idealerweise in einem sozial durchmischten Wohngebiet.
In der oben erwähnten Broschüre findet sich folgender Passus: „Klima-Anpassung und Klimaschutz gehören untrennbar zusammen. Entsprechend muss das Quartier Längelter klimaschonende Verhaltensweisen fördern. Dies soll durch Vorfahrt für Fuß- und Radverkehr in nahezu autofreien Teilquartieren und einem guten ÖPNV-Angebot gelingen. Jedes Teilquartier bekommt eine Quartiersgarage mit integriertem Mobilitätspunkt. Dieser nimmt Angebote wie Packstation, Lastenrad-Verleih und dergleichen auf, um ein autoarmes Leben im Quartier zu fördern. Durch die unterschiedlichsten Angebote im Quartier werden kurze Wege im Alltag unterstützt.“
Hört sich gut an, ist bestimmt auch gut gemeint. Aber ein „Lastenrad-Verleih und dergleichen“ wird nicht verhindern, dass mit 950 neuen Wohneinheiten im Längelter ein deutlicher Zuwachs an Autos verbunden sein wird. Diesen Aspekt in aller gebotenen Ausführlichkeit zu betrachten, würde sich lohnen – aber dafür ist ja noch Zeit. „2030er-Jahre“, das ist ein weites, ein sehr weites Feld.
Text: Heilbronner Info- und Pressedienst / Redaktion