11. November 2022

In der dritten Oktoberwoche hieß es in der AWO-Kita Marie Juchacz für alle Kinder zwischen zwei und sechs Jahren: ab in den Wald! Ausgestattet mit passender Kleidung und einem Rucksack voller Verpflegung ging es täglich von Montag bis Freitag zusammen mit den Erzieher*innen auf Entdeckungstour rund um die Heilbronner Waldheide.

Der Start in jeden der fünf Waldtage beginnt mit einer Fahrt im eigens angemieteten Bus. Das allein ist für manche Kinder schon ein kleines Abenteuer. Mit einem gemeinsam geschmetterten Lied wird die Vorfreude auf den Tag in der Natur gesteigert – und die Konzentrationsfähigkeit des Busfahrers geprüft. Er besteht mit Bravour.

Den eigentlichen Beginn jedes Waldtages markieren ein kurzer Morgenkreis und das Singen des Waldliedes. Anschließend werden die Rucksäcke geöffnet und Verpflegung aufgenommen. Die Entdeckung des Waldes bedarf im Vorfeld zwingend einer Stärkung.
Etliche Gelegenheiten für abwechslungsreiche, kindgerechte Unterhaltung bietet der rund vier Kilometer lange Wald-Erlebnispfad. Neben dem Weitsprung, der Vogelorgel und dem einem Nest nachempfundenen Waldsofa gehören auch das Labyrinth und erst recht die Naturkugelbahn zu den Stationen, an denen die Kinder voller Freude und Begeisterung ihren Spieltrieb ausleben.

Am Mittwoch, während einer Waldwanderung, wird die akustische Harmonie aus Blätterrascheln, Kinderstimmen und Vogelgezwitscher jäh vom Heulen einer Motorsäge übertönt. In einem weiträumig abgesperrten Bereich sind Waldarbeiter damit beschäftigt, Bäume zu fällen. Wenngleich das Abholzen selbst nicht zu sehen ist: man kann genau hören, wenn ein Baum zu Boden geht. In Unkenntnis der Notwendigkeit gezielter Forstpflege sind manche Kinder ein wenig traurig ob des Verlustes. Erklärungen helfen. Und spannend ist diese Episode allemal.
Feuer an einer dafür vorgesehenen Stelle entfachen und gemeinsam grillen, auch das steht auf dem Programm. Würstchen im Brötchen mit Ketchup, mehr braucht es manchmal nicht für ein Festessen. Immer nach dem Mittagessen verkriecht sich das jüngste der Kinder zum Schlafen ins mitgebrachte Zelt. Das klappt super. Die anderen Kinder unternehmen währenddessen einen Erkundungsgang oder erobern den Waldspielplatz.

Im Rahmen eines kreativen Angebotes gestalten die Kinder Waldgeister aus Ton und gesammelten Naturmaterialien. Jeder Waldgeist ist anders, jeder ist besonders. Das Beste daran: Wenn Kinder und Erzieher*innen den Wald längst verlassen, bleiben die Waldgeister als Zeugnis ihres Besuchs erhalten. Bis sie von Eichhörnchen entdeckt werden …

Die Kita Marie Juchacz
Die AWO-Kita Marie Juchacz befindet sich in der Eduard-Hilger-Straße in Böckingen. 
Sie hat von 7 bis 17 Uhr geöffnet. In der Ganztageseinrichtung werden aktuell 56 Kinder ab zwei Jahren bis zum Schuleintritt gefördert und betreut. 
Die Namensgeberin, Marie Juchacz, war eine deutsche Sozialreformerin, Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin. Unter ihrer Leitung wurde am 13. Dezember 1919 die Arbeiterwohlfahrt gegründet. 

Fünf Augen sehen mehr als zwei: ein Waldgeist von Kinderhand (Foto: Kerstin Bartels)